Bindungstheorie: für Gesundheit, Glück und Lebensfreude ist entscheidend, ob wir sicher gebunden sind und sichere Bindungen herstellen können. Auch wenn wir in der Kindheit keine sichere Bindung erfahren haben, können wir mit der Bindungstheorie die Fähigkeit zu sicherer Bindung erlernen. Wie das geht erklärt Sue Johnson in ihrem Fachbuch im Junfermann-Verlag: Bindungstheorie in der Praxis: Emotionsfokussierte Therapie mit Einzelnen, Paaren und Familien.
Inhalt
Sue Johnson hat die Emotionsfokussierte Therapie gegründet
Sue Johnson ist Psychologin und hat die Emotionsfokussierte Paartherapie zusammen mit Leslie Greenberg begründet und um wichtige systemtheoretische Aspekte weiterentwickelt. Sie gilt als international anerkannte Expertin für Paartherapie und Bindung bei Erwachsenen.
Sue Johnson ist die Ehefrau von Stephen Porges, dem Begründer der Polyvagaltheorie.
Klienten sind Experten ihrer eigenen Erfahrung. Als Therapeutin und Coach ist es meine Aufgabe als “ewige Schülerin” ständig mehr darüber zu erfahren, was Menschsein bedeutet.
Sue Johnson
Es geht immer nur um Bindung
Sowohl in der emotionsfokussierten Therapie wie auch in der Polyvagaltheorie geht es um Bindung: die Fähigkeit zu sicherer Bindung und sichere Bindungen gelten als Grundlage für psychische und körperliche Gesundheit. Doch nicht nur das: Sichere Bindung ist auch der Weg zur Erlangung von psychischer und körperlicher Gesundheit.
Was ist emotionsfokussierte Therapie?
Emotionsfokussierte Therapie heißt ganz einfach formuliert: Die Emotionen stehen im Vordergrund. Egal um welche unangenehmen Gefühle es geht, ob Wut, Aggression, Scham oder Rückzug. Alle unangenehmen Gefühle deuten auf nicht erfüllte Bindungsbedürfnisse hin. Unser gewöhnliches Verhalten von Aggression oder Rückzug sind Schutzreaktionen, um nicht wieder – wie damals in der Kindheit – verletzt zu werden. Emotionen sind also der ultimative Wegweiser für ein erfülltes Bindungsleben.
Coaching mit Empathie fokussiert auf Emotionen
Auch beim Coaching mit Empathie stehen Emotionen, Gefühle und Körperempfindungen im Vordergrund. Aggression, Rückzug, beleidigt sein sind Schutzreaktionen, weil wir mit den unangenehmen Gefühlen überfordert sind. Unsere Gefühle sind der Wegweiser zu psychischen Wunden der Kindheit und zu unseren wirklichen Bedürfnissen.
Mit Empathischem Coaching kannst du alte emotionale Verletzungen heilen und zu deiner Bindungsfähigkeit stärken.
Ist die Bindungstheorie ähnlich mit der Gewaltfreien Kommunikation?
Zum einen entspricht die emotionsfokussierte Therapie den Paradigmen der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg: Gefühle deuten auf erfüllte und unerfüllte Bedürfnisse hin. Es ist gut, sie zu reflektieren und zu kommunizieren. Und es ist gut, sich mit seinen nicht erfüllten Bindungsbedürfnissen zu zeigen, also sich mit seiner Verletzlichkeit zu zeigen.
Zum anderen geht die Bindungstheorie noch weiter als die Gewaltfreie Kommunikation: nämlich, dass es um Bindungsbedürfnisse geht, um spezielle Bedürfnisse an unsere Bindungspartner.
Unsicherheit mit Bindungen hängt mit einer Anfälligkeit für psychische Probleme zusammen, insbesondere der Entwicklung von Depressionen und Angsterkrankungen.
Sue Johnson
Welche Formen der Bindungstheorie gibt es?
Die emotionsfokussierte Therapie wurde als Paartherapie entwickelt. Aber mittlerweile gibt es auch andere Formen
Die emotionsfokussierte Therapie gibt es in drei Möglichkeiten:
- die emotionsfokussierte Einzeltherapie
- die emotionsfokussierte Paartherapie
- die emotionsfokussierte Familientherapie
Wenn Menschen die Verletzlichkeit anerkennen und annehmen, fühlen sie sich vollständiger, ausgeglichener und paradoxerweise auch stärker.
Sue Johnson
Worum geht es im Fachbuch Bindungstheorie in der Praxis?
Folgerichtig ist das Buch wie folgt aufgebaut:
In den ersten drei Kapiteln stellt die Autorin wesentliche Erkenntnisse der Bindungstheorie und der Bindungsforschung vor:
- Bindung als unentbehrlicher Leitfaden
- Bindungstheorie als Modell therapeutischer Veränderung
- mit Emotionen arbeiten, um neue Erfahrungen zu ermöglichen
Die emotionsfokussierte Therapie wird in der psychotherapeutischen Landschaft leider etwas vernachlässigt. Obwohl ihre Wirksamkeit zu 100% bewiesen ist und andere Therapieformen, wie zum Beispiel die Verhaltenstherapie, übertrifft.
Die Therapeutin sucht nicht nach Charaktereigenschaften und Etikettierungen, die sie ihren Klienten verpassen könnte, sondern versucht mit Offenheit, Wertfreiheit und Neugier in der Gegenwart zu bleiben.
Sue Johnson
Bindungstheorie in der Praxis
Dann sind je zwei Kapitel den drei unterschiedlichen Formen der emotionsfokussierten Therapie gewidmet: mit Einzelnen, Paaren und Familien.
Zuerst schildert die Autorin umfangreich, präzise und strukturiert die Grundlagen der emotionsfokussierten Therapie jeweils mit Einzelnen, Paaren und Familien. Ergänzt mit theoretischer Anleitungen zur therapeutischen Intervention mit vielen praktischen Beispielen und wörtlichen Monologen.
Danach ist in einem weiteren Kapitel ein Fall aus der Praxis transkribiert – mit all seinen Schwierigkeiten.
Das Besondere an der emotionsfokussierten Therapie
Die emotionsfokussierte Therapie ist in der Einzeltherapie in der Wirksamkeit Therapieformen wie der Verhaltenstherapie überlegen, die versucht Gefühle kognitiv zu verarbeiten und Selbstregulation durch Top-Down. Auch in der Paartherapie ist sie wesentlich wirksamer als kognitive Verhaltenstherapien. Die bauen auf dem Grundsatz auf: Lernt miteinander zu streiten, lernt Konflikte anzusprechen – so könnt ihr eure Paarkonflikte kommunikativ lösen.
Der Grundsatz der emotionsfokussierten Paartherapie ist: mute dich deinem Partner mit deinen emotionalen Bedürfnissen zu, zeige dich mit deiner Verletzlichkeit und sage ihm, was er konkret tun kann, um deine Bindungsbedürfnisse zu erfüllen.
Wir sind auf den Blick anderer Menschen angewiesen, um uns selbst Gestalt und Zusammenhalt geben zu können.
Daniel Stern
Coaching mit Empathie führt dich in deine Verletzlichkeit
Auch Coaching mit Empathie geht es darum: Gefühle nicht zu unterdrücken sondern zu fühlen, dich selbst und den anderen mit deinen Bedürfnissen zumuten und zu deiner Verletzlichkeit stehen.
Denn Tiefe Empathie beruht auf denselben Grundlagen wie die emotionsfokussierte Therapie, nämlich Carl Rogers und Marshall Rosenberg.
Komm in Kontakt mit deinen Gefühlen und Bedürfnissen und zeige dich mit deiner Verletzlichkeit!
Bindungstheorie: therapeutische Interventionen
Die Interventionen der emotionsfokussierten Therapie sind vielfältig:
- Beobachten und Spiegeln
- Validieren
- evokative Fragen und Antworten
- Vertiefung des emotionalen Erlebens
- Empathie
- Reframing/Umdeuten
- Choreografieren von Reaktionen und Interaktionen
- Beziehungssamen säen
Hier erinnert die emotionsfokussierte Therapie an die klientenzentrierte Gesprächsführung von Carl Rogers. Auch hier ist Grundlage die bedingungslose Wertschätzung der Therapeutin und das Vertrauen in die Fähigkeit der Selbstentwicklung aller Menschen.
Bindungstheorie, Depression und Ängste
Depression und Angsterkrankungen sind typische Diagnosen von Bindungsverletzungen in der Kindheit. In der Partnerschaft werden alte Bindungsverletzungen aktiviert. Wir wenden dann erlerntes – wenn auch ineffektives Bindungsverhalten – an. So entsteht in der Partnerschaft ein typischer Kreislauf aus gegenseitigen Verletzungen, der zur Trennung führen kann.
Psychische Erkrankungen – auch emotionale Traumatisierungen und Posttraumatische Belastungsstörungen – werden aktiv als Thema in das Paargeschehen mit einbezogen.
Emotionsfokussierte Paartherapie ist revolutionär
Die emotionsfokussierte Paartherapie ist absolut revolutionär gegenüber vielen etablierten Therapieformen. Denn es geht nicht darum, seine Affekte selbst zur regulieren. Sondern Klienten lernen, ihre Partner aktiv darum zu bitten, in der Affektregulation zu unterstützen.
Zum Beispiel: Wenn ich zu deiner Familie gehe, fühle ich mich allein und hilflos. Ich möchte, dass du bei mir bist und meine Hand hältst.
Die emotionsfokussierten Therapie dient in erster Linie nicht der Reduzierung von psychischen Symptomen oder der Klärung von Paarkonflikten. Sondern der Entwicklung eines neues Selbstbildes und der Fähigkeit, Bindungen sicher zu gestalten.
Auch wenn Klienten “nur zur emotionsfokussierten Paartherapie oder Familientherapie” kommen, entwickeln sie sich in ihren individuellen Fähigkeiten und reduzieren eine psychische Symptomatik.
Wenn negative Modelle vom Selbst und anderen dominieren, bedeutet es ein großes Risiko anderen zu vertrauen. Dann geht man das Wagnis der Bindung nur ein, wenn die natürliche Sehnsucht nach emotionaler Verbundenheit und der Schmerz der Einsamkeit unerträglich sind.
Sue Johnson
Bindungstheorie in der Praxis – was interessiert mich daran?
Ich bin ein trauma sensitiver Coach und Fan der Polyvagal Theorie von Stephen Porges. Deshalb hat mich interessiert, was Sue Johnson zum Thema Bindung zu sagen hat. Auch ich bin ein Bindungs-Junkie. Denn auch ich bin überzeugt: Bindung und Empathie sind die Grundlagen jeglicher Persönlichkeitsveränderung.
Das Buch wendet sich an Fachmenschen und verwendet viel Wording aus der psychotherapeutischen Fachsprache. Es ist hervorragend aus dem Englischen übersetzt. Da ich beruflich nicht aus dieser Branche komme, war es manchmal etwas schwer zu lesen, wenn auch immer verständlich.
Coaching mit Empathie führt zur Bindungsfähigkeit
Bindungsfähigkeit kannst du auch über ein Coaching mit Empathie aufbauen. Warum?
Weil Empathie auf denselben Grundsätzen wie die Bindungstherapie beruht, nämlich auf der Annahme, dass alle Gefühle willkommen sind und unsere Bedürfnisse eine Berechtigung haben. Es geht um Wahrnehmen, Annehmen und Integrieren.
Bindungstheorie in der Praxis – was fasziniert mich daran?
Fasziniert hat mich die Ähnlichkeit der Grundlagen der emotionsfokussierten Therapie mit der klientenzentrierten Gesprächsführung nach Carl Rogers und der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg.
Damit entspricht die emotionsfokussierten Therapie meinem Verständnis vom Menschsein, von Persönlichkeitsveränderungen und von Bindungen:
Alles, was Menschen hervorbringen, wird im Licht der Bedürfnisorientierung gesehen und wertschätzend und empathisch aufgefangen.
Das Buch hat
- mein Verständnis von empathischen Coaching vertieft
- mich zu neuen verbalen Interventionen angeregt
- mit den vielen Praxisbeispielen berührt
- von der Wirksamkeit der Methode überzeugt
- fasziniert von der Fähigkeit von Sue Johnson zu Mitgefühl, Empathie und Präsenz
- mir Mut gemacht, mich in Bindungen mit meiner Verletzlichkeit zu zeigen
“Bindungstheorie in der Praxis” ist eine absolute Leseempfehlung für alle Menschen, die mit Menschen im therapeutischen, beratenden oder Coaching Kontext arbeiten.
zum Junfermann-Verlag auf den Link klicken
Hier ein anderes Buch von Sue Johnson, das ich bislang leider noch nicht gelesen habe, das aber noch auf meiner Liste steht.
Und das Standardwerk ihres Ehemannes Stephen Porges, das ich auch noch nicht gelesen habe. Es soll sehr wissenschaftlich sein, obwohl die Polyvagal-Theorie ziemlich genial ist.
Coaching mit Empathie
Bindungsfähigkeit kannst du auch über ein Coaching mit Empathie aufbauen. Warum?
Weil Empathie auf denselben Grundsätzen wie die Bindungstherapie beruht, nämlich auf der Annahme, dass alle Gefühle willkommen sind und unsere Bedürfnisse eine Berechtigung haben. Es geht um Wahrnehmen, Annehmen und Integrieren.
Auch Coaching mit Empathie fokussiert auf Emotionen. Grundlagen sind Wertschätzung, Empathie und authentisch sein. Diese Grundsätze wurden von Carl Rogers erforscht, von Marshall Rosenberg mit Gefühlen und Bedürfnissen verfeinert und von neuen GFK-Trainern weiter entwickelt. Mit Empathischem Coaching kannst du alte emotionale Verletzungen heilen und zu deiner Bindungsfähigkeit stärken.
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