Kommunikationssperren sind bei uns alltäglich, obwohl wir meist mit der besten Absicht kommunizieren. Wir wollen Interesse und Verständnis zeigen. Mit Fragen wollen wir andere Menschen zum Weitererzählen ermutigen. Doch auch das kann schief gehen. Warum, wieso, weshalb erfährst du hier.
Inhalt
Kommunikationssperren nach Thomas Gordon
Die Kommunikationssperren beruhen auf dem Konzept des von verstorbenen Psychologen Thomas Gordon. Im Gordon-Modell unterscheidet man 12 typische Kommunikationssperren.
Eine Kommunikationsblockade ist ein typisches Sprachmuster, hinter dem der Wunsch steht oder die Absicht ausdrückt, den Kommunikationspartner nicht ganz so zu akzeptieren, wie er ist. Zum Beispiel, wenn wir zu viele Fragen stellen.
Wie du Kommunikationssperren vermeiden und statt dessen Empathie zeigen kannst, erfährst du hier.
Kommunikationsbarriere Fragen stellen
Mit Fragen wollen wir anderen unser Interesse zeigen:
Kommunikation Beispiel für Fragen stellen:
- Wann hat es angefangen?
- Wo und wie ist es geschehen?
- Was willst du denn jetzt machen?
- Wie geht es dir damit?
- Warum ist das bei dir so?
- Was ist denn daran so schlimm?
Beispiel Kommunikationsblockade
Kommunikationsbeispiel: Geburtstagsfeier von Herberts Arbeitskollegen
Herbert erzählt seiner Freundin Ursula vom Ärger auf der Arbeit: ein Arbeitskollege veranstaltet eine Geburtstagsfeier. Die ganze Abteilung ist eingeladen – nur er nicht.
Herbert ist wütend und verunsichert. Er ist sich nicht sicher, ob das der Beginn einer systematisch angelegten Mobbingkampagne ist. Er weiß nicht, wie er sich in Zukunft verhalten soll.
Ursula hört ihm interessiert zu und stellt Fragen:
- Woher weißt du denn, dass alle eingeladen sind außer dir?
- Hattest du früher schon mal Streit mit ihm?
- Gibt es Anzeichen, dass dich auch andere Kollegen ausschließen?
- Hast du ihn denn zu deiner Geburtstagsfeier eingeladen?
- Wie wird es denn so gehandhabt in eurer Abteilung mit den Feiern?
Herbert beantwortet Ursulas Fragen nach bestem Wissen und Gewissen. Nach dem Gespräch hat er viel erzählt. Aber es geht ihm immer noch nicht besser und er hat immer noch keine Ahnung, wie er sich verhalten soll.
Fragen engen den Erzählfluss ein.
Andrea Wiedel
Verhörfragen engen den Gesprächsfluss ein
Fragen nach den Ursachen und zu Details beeinflussen den Inhalt und die Struktur des Gespräches. Menschen erzählen dann nicht mehr das, was ihnen auf der Seele liegt, sondern antworten auf das, was der andere wissen will.
Es gibt zwei unterschiedliche Typen von Fragen:
- Geschlossene Fragen:
Das sind Fragen, die man mit Ja und Nein beantworten kann. Sie sind dem Dialog überhaupt nicht förderlich und laden nicht zum Erzählen ein. - W-Fragen:
Das sind Fragen, die mit einen Fragewort beginnen: Wie, Warum, Wo, Weshalb, Wann, Wozu. W-Fragen sind nicht förderlich, denn wir schildern das Erleben, aber nicht unser inneres Erleben, das worum es uns eigentlich geh. Vor allem die Frage “warum” sucht nach Ursachen, Verantwortlichen, Schuldigen statt nach Möglichkeiten.
Kommunikationssperre Fragen stellen
Und es gibt Fragen mit allergener Wirkung:
- Wie fühlst du dich denn?
Das klingt nach Pseudo-Psychologie. - Wie konnte das passieren?
ja, wenn ich das wüsste… Fragen stellen, auf der Erzähler selber keine Antwort weiß, wirken deprimierend. - Was willst du denn jetzt machen?
Das klingt nach lösungsorientierter Küchen-Psychologie, wirkt aber nur nervend, wenn man selber keine Ahnung hat, was man machen soll und das Gegenüber auch trotz bester Absicht keinen Beitrag leistet, wie ich es herausfinden kann.
Fragen signalisieren Interesse, führen aber nicht wirklich zum Gefühl verstanden zu werden.
Wenn wir unser Herz ausschütten, egal ob dem Therapeuten oder der besten Freundin, wir wollen gesehen, gehört und verstanden werden.
Andrea Wiedel
Offene Fragen zeigen Interesse
Wenn wir Interesse an unserem Gesprächspartner zeigen wollen und den anderen durch Fragen zum Erzählen ermuntern wollen, dann sind eher offene Fragen geeignet, die nicht zu sehr in Details gehen.
- Offene Fragen stellen und Interesse signalisieren:
Das hört sich ja interessant an. Erzähle mir mehr! Wie hat sich das zugetragen? Was ist daran so wichtig für dich? - mit eigenen Worten wiederholen:
mit eigenen Worten wiederholen, was der andere erzählt hat. Das klingt zwar etwas strange, ist aber unglaublich hilfreich. In der Fachsprache nennen wir das Paraphrasieren, Spiegeln oder aktives Zuhören. - Empathische Vermutungen:
sind eine geschlossene Frage nach Gefühlen und Bedürfnissen – aber sie helfen dem anderen, sich selbst zu verstehen und zeigen ihm, dass auch ich mich bemühe, ihn zu verstehen.
Empathie Beispiel
Lösungsvorschlag: Geburtstagsfeier von Herberts Arbeitskollegen
Empathie Herbert wird als einziger aus seinem Team nicht zur privaten Geburtstagsfeier eingeladen. Wie könnte er sich fühlen? Was könnten seine Bedürfnisse sein?
Empathische Vermutungen auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation schaffen Intimität. Deshalb sind sie nur dann sinnvoll, wenn die beiden Gesprächspartner eine gute Beziehung haben – und sich der Erzählende auch verletzlich zeigen kann und möchte.
Bist du schockiert und irritiert und würdest gern verstehen, wie es dazu gekommen ist?
Bist du verunsichert und möchtest sicher sein, dass du dazugehörst?
Hast du Angst und willst dich an Deinem Arbeitsplatz sicher fühlen? Auch emotional sicher?
Empathie und wie sie wirkt
Empathische Vermutungen laden Herbert ein, den Fokus auf seine Gefühle, Bedürfnisse und Werte zu richten. Sie unterstützen ihn bei der Selbstreflexion. Dadurch kann Herbert selbst Ideen für eine Lösung entwickeln.
Ähnliches Beispiel, wo die 7-jährige Annelie nicht zur Geburtstagsfeier ihrer Freundin eingeladen wird, findest du unter der Kommunikationssperre Sympathisieren.