Warum verstehen nicht gleich verstehen ist

Kommunikationssperre Gordon: Geschäftsmann telefoniert mit Handy und blickt in die FerneKommunikationssperre nach Thomas Gordon: ich verstehe dich sehr gut (c)fotorech/Pixabay

Kommunikationssperren sind in unseren Gesprächen typisch. Wir wollen Interesse zeigen und Verständnis vermitteln. Auch die Worte „Ich verstehe dich sehr gut!“ sind eine Kommunikationssperre nach Thomas Gordon. Denn sie vermitteln nur auf einer oberflächlichen Ebene Verständnis. Empathie zeigen ist besser!

Kommunikationssperren nach Thomas Gordon

Die Kommunikationssperren beruhen auf dem Konzept des von verstorbenen Psychologen Thomas Gordon. Im Gordon-Modell unterscheidet man 12 typische Kommunikationssperren. 

Eine Kommunikationsblockade ist ein typisches Sprachmuster, hinter dem der Wunsch steht oder das die Absicht ausdrückt, den Kommunikationspartner nicht so zu akzeptieren, wie er ist und etwas ändern zu wollen.

Ich zeige dir, wie du Kommunikationssperren vermeiden und statt dessen Empathie zeigen kannst. 

Der Satz „Ich verstehe dich sehr gut“ wird gern mit Verständnis und Empathie verwechselt wird. Ich erkläre dir

  • was ist Intellektuelles Verstehen
  • wie wirkt es auf Beziehungsebene
  • was ist der Unterschied zwischen Verstehen und Empathie

Kommunikationssperre Intellektuelles Verstehen

Mit folgenden Sprachmustern wollen wir unser Verständnis zeigen:

  • „Ich verstehe das sehr gut. Mir an deiner Stelle würde es genauso gehen.“
  • “Ich verstehe dich.”
  • “Ich weiß genau, wie du dich fühlst.”

Diese Floskeln signalisieren Verständnis. Doch für den Erzählenden bleibt ungewiss, was der andere verstanden hat und wie er sich fühlt. Das Verständnis bleibt oberflächlich und geht nicht in die emotionale Tiefe. Und manchmal reden wir aneinander vorbei – wie das Kommunikationsbeispiel unten zeigt.

Kommunikationsbeispiel Kognitives Verstehen

Die alleinerziehende Vanessa und ihr Hausarzt

Die alleinerziehende Vanessa klagt ihrem Hausarzt von ihrer Erschöpfung und dass sie sich mit der Doppelbelastung Arbeit, Haushalt und Kind (eigentlich eine Dreifachbelastung) völlig überfordert fühlt.

Doktor Müller nickt bedächtig mit dem Kopf, schweigt und erwidert: Ich verstehe Sie sehr gut.

Doktor Meier sagt: Ich verstehe Sie sehr gut. Ich habe meine Hemden früher auch selbst gebügelt.

Doktor Kunze sagt: Ich verstehe Sie sehr gut. Ich bin auch froh, wenn ich morgens in meine Praxis gehen kann.

Bei welchen Worten fühlt sich Vanessa wohl am besten verstanden?

Verständnis ist nicht gleich Verstehen

Bei Doktor Müller wird überhaupt nicht klar, was er verstanden hat. Er widerspricht Vanessa zwar nicht, aber ob er sich wirklich in Vanessa einfühlen kann, bleibt offen.

Dr. Meier stellt die Arbeit einer alleinziehenden Mutter mit der Bügeln seiner Hemden. Das ist ein Affront gegen jegliche Anerkennung von Familienarbeit. 

Außerdem verwendet er auch die Kommunikationssperren Vergleichen und eigene Geschichten erzählen. Er bagatellisiert den Umfang der Arbeiten, die Lebenssituation von (alleinerziehenden Müttern) und Vanessas Überforderung und Erschöpfung.

Diese Aussage beruht auf einer wahren Begebenheit“ LINK folgt

Mehr zu alleinerziehenden und die Anerkennung von Familienarbeit als Arbeit. LINK folgt

Dr. Kunze vermittelt Vanessa tatsächlich ein bißchen das Gefühl verstanden zu werden, weil auch sie lieber einer interessanten Erwerbstätigkeit nachgehen würde als ihr Leben zwischen Waschmaschine, Küche und Herd zu fristen.

Erst wenn wir in unseren Gefühlen und Bedürfnissen gehört wurden, sind wir bereit, selbst zuzuhören.

Marshall Rosenberg

Empathie Beispiel 

Es ist total hilfreich, wenn Menschen in Heilberufen ihren Patienten Empathie schenken. Denn die Art und Weise, wie sie mit ihren Patienten sprechen, hat einen großen Einfluss auf die Heilung. Wertschätzung und Empathie können wesentlich zur Heilung beitragen.

Wenn Mediziner in Empathie und gewaltfreier Kommunikation nach Marshall Rosenberg geschult sind, dann können Sie nach Gefühlen und Bedürfnissen fragen:

  • Sind Sie erschöpft und brauchen Entlastung?
  • Sind Sie frustriert und möchten sich beruflich entfalten?
  • Fühlen Sie sich allein und wünschen sich Unterstützung?
  • Sind Sie überlastet und brauchen eine Perspektive, wie Sie das alles schaffen können?
  • Sind Sie gestresst und brauchen eine Balance zwischen Tun und Ausruhen?
  • Fühlen Sie sich überarbeitet und brauchen Regeneration, auch um gesund zu bleiben?
  • Sind Sie genervt von der Eintönigkeit und möchten Ihre Potentiale entfalten?
  • Sind Sie wütend und wünschen sich, dass in unserer Gesellschaft Männer und Frauen die gleichen Chancen haben?

Zeit ist kein Bedürfnis

Viele Menschen – vor allem alleinerziehende – klagen über zu wenig Zeit und zu viel Streß. Zeit ist kein Bedürfnis, sondern eine Ressource. 

Bedürfnisse sind Werte, die alle Menschen haben und für die alle Menschen nur Wertschätzung empfinden. Aber Zeit ist neutral, wie zum Beispiel Geld.

Man kann über die Frage nach Zeit den Bedürfnissen auf die Spur kommen:

Wenn Ihnen mehr Zeit zur Verfügung stehen würde, was wäre dann anders?

  • Ich würde endlich mal ausruhen können – Entspannung, Ruhe
  • Ich könnte abends mal wieder weg gehen – Abenteuer, Kontakt

Empathie Beispiel

Empathische Vermutungen auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation schaffen Intimität. Deshalb sind sie nur dann sinnvoll, wenn die beiden Gesprächspartner eine gute Beziehung haben – und sich der Erzählende auch verletzlich zeigen kann und möchte.

Kommunikationsssperre Gordon: Ich verstehe Sie sehr gut!
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