Warum von sich erzählen nicht immer passend ist

Frau mit Lautsprecher, 2 Männer halten sich die Ohren zuNoch eins drauf setzen ist eine Kommunikationssperre nach Thomas Gordon (c)sasint/Pixabay

Kommunikationssperren sind im alltäglichen Gespräch üblich, zum Beispiel „noch eins draufsetzen. Oft verfolgen wir keine bösen Absichten, trotzdem blockieren sie das Miteinander. 

Wie du Kommunikationsbarrieren vermeiden und statt dessen Empathie zeigen kannst, erfährst du hier. 

Kommunikationssperren nach Thomas Gordon

Die Kommunikationssperren beruhen auf dem Konzept des von verstorbenen Psychologen Thomas Gordon. Im Gordon-Modell unterscheidet man 12 typische Kommunikationssperren. 

Eine Kommunikationsblockade ist ein typisches Sprachmuster, hinter dem der Wunsch steht oder die Absicht ausdrückt, den Kommunikationspartner nicht so zu akzeptieren, wie er ist. 

In diesem Artikel geht es darum noch eins draufzusetzen.

Machtkampf in der Kommunikation

Machtkämpfe in der Kommunikation kommen nicht nur im Beruf von sondern auch bei Paaren. Ein kommunikativer Machtkampf geht manchmal auch mit der Kommunikationsblockade Eigene Geschichten erzählen einher. 

Kommunikations-Beispiel für Noch eins Draufsetzen

Typische Formulierungen sind:

  • Das ist ja noch gar nichts. Hör erst mal, was mir passiert ist…!”
  • „Es hätte ja noch schlimmer kommen können…“

Ein verbaler Machtkampf im Gespräch entsteht, wenn wir unsere Sicht der Dinge kommentarlos der Sicht der Dinge des Anderen gegenüberstellen.

Andrea Wiedel

Beispiel für Kommunikationsblockade

Annette und Franko in den Bergen

Annette und Franko verbringen ihren Winterurlaub in den Bergen. Am Nachmittag schlendern sie bei strahlendem Sonnenschein durchs Dorf. 

Annette stupst Franko an: “Schau mal, wie schön der Schnee dort auf dem Dach in der Sonne glitzert!” 

Franko sieht zwar auch das Glitzern, aber er findet das Bergpanorama viel interessanter: “Sieh dir mal die tollen Berge an. Da rodeln wir dann morgen runter.”

Der Dialog bricht ab. Was ist passiert?

Das Beispiel ist vom Paartherapeuten Hans Jellouscheck aus seinem Buch Spielregeln der Liebe – und wurde von mir weiterentwickelt.

Machtkämpfe in der Paarkommunikation

Annette beschreibt eine Situation, die sie fasziniert. Franko bezieht sich in seiner Reaktion nicht darauf. Er lässt Annettes Aussage unkommentiert stehen und setzt stattdessen seine Wahrnehmung daneben. Weder Annette noch Franko erhalten Resonanz für ihre Aussagen.

Annette fühlt sich von Franko übergangen und Franko wünscht sich von Anette mehr Begeisterung und Vorfreude.

Bei jedem von ihnen kommt an: „Das, was ich gesagt habe, ist nicht wichtig. Mein Erleben ist nicht wichtig. Meine Sicht der Dinge zählt nicht.“

Alle Menschen wollen in ihrem Erleben gehört werden und ernst genommen werden.

Andrea Wiedel

Auf der Inhaltsebene geht es scheinbar nur um Banalitäten, Schneeglitzern und das Bergpanorama. Auf der Beziehungsebene findet ein erbitterter Machtkampf um Aufmerksamkeit statt.

Empathie statt verbalem Machtkampf

Kommunikativer Machtkampf: Wie hätte ihn Franko und Annette vermeiden können? Was hätte Franko anders machen können? Denn immerhin lieben sich Franko und Annette. Da braucht es keinen verbalen Schlagabtausch, Resignation oder Rückzug.

Empathie Beispiel

Lösungsvorschlag: Empathie statt kommunikativem Machtkampf

Wenn uns jemand etwas erzählt, dann sind drei Dinge wichtig:

  1. Interesse zeigen
  2. Mitgefühl ausdrücken
  3. Fragen stellen

Interesse am Erleben des anderen führt zu emotionaler Resonanz.

Andrea Wiedel

Erst freut sich Franko mit Anette über das Schnee glitzern und schenkt ihr dadurch Interesse und Resonanz für ihr Erleben. Dann freut sich Annette mit Franko über das Bergpanorama.

Das Teilen von Freude und die gemeinsame Freude an gemeinsamen Erlebnissen ist wichtig für eine gute Beziehungsqualität. Das ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen.

Das Teilen von Freude und Erfolgen ist wichtig für eine stabile Beziehung.

Andrea Wiedel
Kommunikationsssperre Gordon: noch eins draufsetzen
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