Mein Trauma, mein Körper, mein Ich

Kindheitstraumata können zu körperlichen Krankheiten führen, weil Seele und Körper zutiefst miteinander verbunden sind. Wie man über Körper und Seele gleichzeitig heilen kann, hat der deutsche Psychotherapeut Franz Ruppert erforscht und eine einmalige Methode zur Integration entwickelt. All das stellt er in seinem Fachbuch vor: Mein Körper, mein Trauma, mein Ich: Anliegen aufstellen – aus der Trauma-Biografie aussteigen von Franz Ruppert und Harald Banzhaf.

Franz Ruppert ist Experte für Psychotrauma

Franz Ruppert ist ein deutscher Psychologe, Psychotherapeut und hat sich auf Kindheitstrauma und Psychotrauma spezialisiert.

Ihr zeichen 3 Dinge aus: 

  • Spezialist für Psychotrauma und Kindheitstrauma
  • Entwicklung einer eigenen Methode der Systemischen Aufstellung zur Integration von Kindheitstraumata (Anliegenmethode)
  • Einbringen seiner persönlichen Erfahrungen von Kindheitstraumata

Auf mich macht Franz Ruppert einen sehr professionellen Eindruck ohne überheblich oder besserwisserisch zu sein. Sondern ganz im Gegenteil: Ich finde ihn sehr menschlich. Er bringt seine eigenen Erfahrungen mit ein. Das ist keine Schwäche, sondern dadurch zeigt er, dass er auch Experte aus eigener Erfahrung ist.

Wer wenig Geld hat, ist oft noch im “Trauma-Überlebensmodus”.

Kindheitstrauma: Was ist das?

Unter Kindheitstraumata verstehen viele Menschen körperliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, Krieg oder Naturkatastrophen. Aber Kindheitstraumata sind alle Bedingungen, in denen die wesentlichen Bedürfnisse von Kindern nicht erfüllt werden. Und das ist ziemlich oft der Fall.

Franz Ruppert geht davon aus, dass fast alle Menschen Kindheitstraumata erfahren haben. Denn die gesellschaftlichen Bedingungen und die Erfahrungen der Eltern führen dazu, dass Kinder in unserer Gesellschaft nicht die Bedingungen haben, die es braucht, um gesund aufzuwachsen. Grundlegende Bindungsbedürfnisse von Kindern können so nicht erfüllt werden und das führt zu Traumatisierungen.

Kindheitstrauma entstehen und wirken auf drei psychologischen Ebenen, der sogenannten Traumatrias (Seite 56):

  • Trauma der Identität: nicht gewollt sein
  • Trauma der Liebe: nicht geliebt sein
  • Trauma der Sexualität: nicht geschützt sein
  • Trauma der eigenen Täterschaft: kann zu der Traumatrias dazu kommen

Fast alle Menschen haben in ihrer Kindheit traumatisierende Erfahrungen gemacht, weil wichtige Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt wurden. Die Traumata entstehen also auf der psychischen Ebene (Psychotrauma).

Kindheitstrauma: Diese Erfahrung haben fast alle Menschen gemacht.

Folgen von Kindheitstrauma

Nach einem Psychotrauma bzw. Kindheitstrauma spaltet sich die Persönlichkeit in drei Teile, weil

Traumata die menschliche Psyche überfordern. Die Gefühle sind so schmerzhaft, dass wir sie verdrängen müssen und dadurch ganze Persönlichkeitsanteile abspalten. Traumatisierte Menschen müssen das wirklich tun, denn es würde ihr Fassungsvermögen sprengen. Abspaltung ist sozusagen die einzige Möglichkeit, die Kindheit irgendwie zu überleben. 

Allerdings sind Menschen nicht ganzheitlich, wenn sie ganze Anteile von sich abspalten. Außerdem kostet es sehr viel Kraft, die Anteile und Gefühle unter Kontrolle zu halten. Diese Kraft fehlt dann für Selbstverwirklichung, Potentialentfaltung und der Verfolgung von Lebenszielen.  Wenn wir unangenehme Gefühle wie Wut, Schuld und Scham unterdrücken, dann unterdrücken wir gleichzeitig auch unsere angenehmen Gefühle wie Lebensfreude, Liebe, Glück.

Traumata kosten der Psyche sehr viel Kraft.

Kindheitstrauma kosten der Psyche unheimlich viel Kraft.

Kindheitstraumata führen zu psychischer Spaltung

Menschen mit Kindheitstrauma haben nach der Abspaltung drei Persönlichkeitsanteile (Seite 34):

  • gesunde Anteile
  • traumatisierte Anteile
  • Trauma-Überlebensanteile

Alle traumatisierten Menschen haben auch gesunde Persönlichkeitsanteile. Zuerst müssen die gesunden Anteile gestärkt werden. Denn nur wenn die ausreichend stark sind, können wir uns auch mit dem Schrecken der Kindheit auseinandersetzen.

Trauma-Überlebensanteile haben eine wichtige Funktion: Sie sorgen dafür, dass der menschliche Organismus nicht zusammenbricht oder auseinander fällt. In der Kindheit haben sie das Überleben gesichert. Doch was sind Trauma-Überlebensanteile? Sie sind “negative” Muster, die wir eigentlich nicht wollen: wenig Geld haben, körperliche Anspannung, Krankheiten, Arbeitssucht, Süchte allgemein.

Es ist sogar kontraproduktiv, die Trauma-Überlebensanteile therapeutisch zu behandeln, ohne das zugrunde liegende Trauma anzuschauen. Allerdings ist das gängige medizinische und therapeutische Praxis: Mit Entspannungsmethoden soll die körperliche Anspannung reduziert werden. Doch das kann das alte Trauma triggern und den Organismus überfordern. 

Franz Ruppert berichtet, dass er selbst immer mit den ganzen Entspannungsmethoden überfordert war – und sich erst jetzt entspannen kann, nachdem er seine Kindheitstraumata nach und nach integriert hat.

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Kindheitstraumata integrieren

Kindheitstrauma: Viele Menschen wollen nicht wahrhaben, dass sie als Kind traumatisiert wurden. Sie bagatellisieren die emotionalen Wunden ihrer Kindheit. Oder sie behaupten, dass die Krankheit in den Genen oder der Familie liegt.

Der menschliche Organismus will heil und gesund werden. Deshalb inszenieren traumatisierte Menschen ihre Traumata so lange, bis sie sie integriert haben. Völlig unbewusst. Es ist ein unbewusster Wiederholungszwang. Peter Levine spricht von schlafwandlerischer Sicherheit.

Deshalb ist die Integration von Kindheitstraumata immens wichtig, für uns persönlich aber auch für das Umfeld.

Manche Traumata sind gut weggesteckt und “schlafen” im Hintergrund unserer Psyche. Sie hindern aktuell nicht unseren Lebensweg. Aber wenn wir Eltern werden, dann können diese alten Kindheitstrauma aktiviert werden. Weil uns das Elternsein viel zu sehr an unsere eigene Zeit als Kind erinnert. Und weil Elternsein einfach eine herausfordernde Tätigkeit ist.

Eltern sollen ihre eigenen Kindheitstraumata integrieren, um sie nicht auf die eigenen Kinder zu übertragen (transgenerationale Traumatisierung). Traumata wirken in der Psyche. Auch wenn sich Eltern noch so viel Mühe geben, gute Eltern zu sein, können sie die transgenerationale Weitergabe nicht verhindern.

Wenn wir Eltern werden, dann können alte Kindheitstrauma getriggert werden. Wir sollten sie integrieren, damit wir sie nicht an unsere Kinder übertragen (transgenerationale Traumatisierung).

Kindheitstrauma: Wenn wir Eltern werden, dann können alte Kindheistrauma getriggert werden. Es ist wichtig, sie zu integrieren, sonst übertragen wir sie auf unsere Kinder.

Trauma durch unser Gesundheitssystem

Traumata entstehen auch durch unser Gesundheitssystem – aus drei Gründen:

  • Täter-Opfer-Dynamik durch das Arzt-Patienten-Verhältnis
  • die isolierte Betrachtung der Krankheitssymptome entspricht der Abspaltung von Persönlichkeitsanteilen (Fragmentierung statt Ganzheitlichkeit)
  • die unterschiedliche Zuständigkeiten der Medizin für Körper und Psyche widerspricht der Ganzheitlichkeit aller Lebewesen

Obwohl es mittlerweile ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, dass Körper und Geist zusammenhängen, ist unser Gesundheitssystem gespalten: zum einen in Medizin für den Körper und zum anderen in die Medizin für die Psyche. Selten kennen sich Psychiater und Psychotherapeuten mit körperlichen Erkrankungen aus. Und noch weniger kennen sich Körper-Ärzte mit psychischen Erkrankungen aus. Der Begriff der Psychosomatik ist für die wirklichen Zusammenhänge von Körper und Psyche viel zu oberflächlich.

Außerdem geben Patienten die Verantwortung für ihre Gesundheit an die medizinische Fachmenschen ab, an die Halbgötter in Weiß. Der Mediziner weiß alles, der Patient nichts. Sie gehen aus der Selbstverantwortung für ihre Gesundheit und sind quasi in einer “Opfer-Rolle”. Hier wiederholt sich auf medizinischer Ebene die alte Täter-Opfer-Dynamik von Traumatisierungen.

Krankheiten werden isoliert betrachtet: Der Kardiologe ist für das Herz-Kreislauf-System zuständig, der Nephrologe für die Niere und die Allgemeinärztin für die Erkältung. Jedes Symptom wird einzeln diagnostiziert und behandelt. Es ist völlig irrelevant, dass an den Symptomen Menschen hängen mit Lebenszusammenhängen und einer Vergangenheit und unter gesellschaftlichen Bedingungen. Dies ist so ähnlich wie die Abspaltung von Persönlichkeitsanteilen nach einer Traumatisierung. Die gesunde Ganzheitlichkeit fehlt. 

Gesund an Leib und Seele können wir nur werden, wenn man uns in unserer Ganzheitlichkeit betrachtet.

Kindheitstrauma: Gesund an Leib und Seele können wir nur werden, wenn man uns in unserer Ganzheitlichkeit betrachtet.

Krankheiten sind Symptome von Traumatisierungen

Kindheitstraumata können die Ursache für viele unterschiedlichen Krankheiten sein, behauptet Franz Ruppert. Mit der Heilung der Seele und der Integration von Kindheitstrauma verschwinden körperliche Symptome.

Durch das Symptom der Krankheit will der Organismus mit dem Menschen sprechen. Das Symptom der Krankheit zeigt, dass etwas Psychisches nicht in Ordnung ist. Insofern ist die Krankheit ein Trauma-Überlebensanteil (siehe oben: Kindheitstrauma führt zu psychischer Spaltung).

Diese These begründen unterschiedliche Autoren auf rund 200 Seiten eindrucksvoll und ausführlich. Sie schildern Systemische Aufstellungen von sich selbst oder von Klienten. Dabei ist die Krankheit selbst ein “Teil” in einer Systemischen Aufstellung.

Unter anderem werden folgende Krankheiten oder Symptome im Buch behandelt:

  • Nierenerkrankung
  • Körperhaltung
  • Sportunfälle
  • Augen
  • Chronische Schmerzen
  • Verdauungssystem
  • Herz- und Kreislaufkrankheiten
  • Weibliche Sexualität und Wechseljahre

Manche Beispiele klingen fast wie eine “Wunderheilung”. Andere klingen nach harter emotionaler Arbeit. Manchmal klingen nach nur einer einzigen Systemischen Aufstellung (nach der Anliegenmethode) die Krankheitssymptome ab. Grundsätzlich braucht es mehrere (circa 20) Systemische Aufstellungen, bis alle Aspekte der kindlichen Traumatisierungen integriert werden können. 

Fazit:

“Mein Körper, mein Trauma, mein Ich” von Franz Ruppert und Harald Banzhaf ist ein Fachbuch. Ich empfehle es Therapeuten, Psychologen, Psychiatern, Psychotherapeuten und interessierte Laien. Für Fachpersonal müsste es eigentlich eine Pflichtlektüre sein – aus zwei Gründen: Erstens um ein Bewusstsein für kindliche Traumatisierungen und deren Folgen zu entwickeln. Zweitens um die Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche zu verstehen und eine ganzheitliche Medizin entwickeln zu können.

Während der Lektüre sind mir meine eigenen Traumatisierungen (wieder) bewusst geworden. Gleichzeitig habe ich neue Aspekte erkannt. Deshalb ist es kein “einfaches Buch”, auch wenn es verständlich und spannend geschrieben ist. 

Auf den ersten hundert Seiten erklären Franz Ruppert und Harald Banzhaf die biologischen und neurobiologischen Hintergründe von Kindheitstraumata und emotionalen Traumatisierungen.

Auf weiteren zweihundert Seiten schildern verschiedene Autoren Systemische Aufstellungen nach der Anliegenmethode von sich selbst oder von Klienten. Es werden viele verschiedene Krankheiten aufgestellt und die Zusammenhänge zwischen körperlichen Symptomen und emotionalen Traumatisierungen werden verständlich erklärt. 

Außerdem lernen die Leser das Prinzip von Systemischen Aufstellungen mit der Anliegenmethode (die Franz Ruppert entwickelt hat) in Grundzügen kennen.

LINK: hier zu Aufstellungen – aus meiner Praxis – LINK folgt

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Hier erfährst du mehr über die Methode der Tiefen Empathie:

Achtsame Weise, Kindheitstrauma zu lösen

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Leidest du auch unter den Folgen der Coronakrise? Hier erfährst du, was uns zu schaffen macht und wie du psychisch gesund bleiben kannst!

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Kategorie Allgemein

Ich bin Juristin, Kommunikationstrainerin und Coach, Autorin, Hobby-Neurobiologin, Zuhörerin, Freigeist und Bücherwurm. Ich begleite Menschen bei der Überwindung von emotionalen Blockaden hin zu Potentialentfaltung. Unternehmen unterstütze ich bei der Entwicklung einer wertschätzenden Unternehmenskultur. Ich lebe mit meiner Tochter in Bayreuth.

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