Warum Alleinerziehende depressiv sind und was wir tun können

Alleinerziehende depressiv: Mutter mit Kind am Strand(c)sasint/Pixabay Warum Alleinerziehende depressiv sind und was wir tun können

Alleinerziehende sind drei mal so häufig depressiv wie Mütter mit Partner. Warum sind Alleinerziehende depressiv? Was hat die Gesellschaft damit zu tun? Wie können wir Alleinerziehenden uns aus der Spirale von Krankheit, Armut und Einsamkeit befreien?

Christoph Joseph Ahlers: Vom Himmel auf Erden

Alleinerziehende werden depressiv aus drei Gründen

in dem Buch “Der Himmel auf Erden” schreibt der Berliner Sexualpsychiater Christoph Joseph Ahlers über – wie wäre es auch anders zu erwarten – über Sexualität. Er schreibt aber auch über Gesellschaft und Medizin.

Krankheiten haben keine eindeutige kausale Ursache-Wirkung. Alle Krankheiten sind in einem dreidimensionalen Feld zu verorten (sagt Ahlers), also auch Depressionen bei alleinerziehenden depressiven Müttern (sage ich).

  1. biologische Ursachen
  2. psychische Ursachen
  3. soziale Ursachen

Vor allem letzteres gefällt mir. Ich bin auch eine alleinerziehende, depressive Mutter. Depression ist zumindest das Etikett, das mir die Schulmedizin gegeben hat.   Seit Jahrzehnten bin ich alleinerziehend und depressiv, und trotz einiger Therapien werden die sozialen Ursachen nicht ausreichend gewürdigt, OBWOHL es ausreichend Statistiken gibt, die einen Zusammenhang zwischen der Lebenssituation alleinerziehend und Krankheiten, insbesondere psychische Krankheiten, insbesondere Depressionen signifikant nachweisen.

Die Statistiken decken sich mit meiner persönlichen Erfahrungen: Ich kenne viele Alleinerziehende,  die unter struktureller Überforderung leiden, in finanzieller Armut leben, über Einsamkeit klagen und Depression haben. Alleinerziehende haben ein drei Mal (!) größeres Risiko depressiv zu werden als Mütter mit Partner.

“Es gibt Lebensumstände, da rückt die Depression näher, Alleinerziehend zum Beispiel” hat Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf auf einem Vortrag gesagt. Er muss es wissen. Sein berufliches Leben lang hat er am BKH Bayreuth Patienten mit Depressionen therapeutisch begleitet und Depressionen wissenschaftlich erforscht und Fachbücher geschrieben, zum Beispiel: Depressionen verstehen und bewältigen.

Ja, vielleicht haben wir Alleinerziehenden erstens eine biologische Disposition. Ja, vielleicht gibt es auch zweitens psychische Ursachen, die in unserer Kindheit und unserer Persönlichkeitsstruktur begründet liegen (vor allem bei den Alleinerziehenden wie ich, die sich nicht wieder neu binden – aber auch mit Bindungsstörung folgt nicht zwingend die Depression, Alleinerziehende könnten ihre Kinder allein erziehen ohne in Depressionen zu fallen – Alleinerziehend ist nicht zwangsläufig mit Depression verbunden).  Deshalb drittens: Ja, es gibt auch soziale Ursachen.

Alleinerziehend: soziale Ursachen von Depressionen

Was sind die sozialen Ursachen von Depressionen von Alleinerziehenden? Auch da kann ich auf allgemeingültige Sichtweisen von Ahlers zurückgreifen.

Sexualität wird in unserer Gesellschaft nicht als etwas wertvolles erfahren. Und ich behaupte: Kinder werden in unserer Gesellschaft nicht als etwas wertvolles erfahren. Mit Ahlers gehe ich davon aus, dass wir in einer Leistungs- und Erschöpfungsgesellschaft leben.  Wir werden nicht geliebt (Sexualität) und integriert (Gesellschaft), weil wir so sind, wie wir sind. Sondern werden nur geliebt (Sexualität) und integriert (Gesellschaft), wenn wir der Norm entsprechen und die Leistung abliefern, die gesellschaftlich als Norm gefordert ist. Und die Hürden liegen verdammt hoch – und sind für alleinerziehende nicht zu erreichen.

Wie sind denn die Hürden? Im akademischen Bereich sind   40 Wochenstunden und mehr die Normalität, ob er mit Familie insbesondere Ein-Eltern-Familie zu vereinbaren ist, steht auf einem anderen Blatt. Und bei Beruf geht es nicht nur ums Geld und überleben, sondern auch – und auch da gebe ich Ahlers wieder recht – um zutiefst menschliche Grundbedürfnisse wie Zugehörigkeit, Angenommen sein und Anerkennung.  Ohne Job keine Erfüllung dieser Grundbedürfnisse. Ohne Job keine berufliche Teilhabe und ohne Geld keine soziale Teilhabe. Wenig Geld und wenig Zeit, damit sind alleinerziehende an den Rand der Leistungs- und Erschöpfungsgesellschaft gedrängt, haben kaum Verhandlungsspielraum, was berufliche und soziale Teilhabe betrifft.

Ich kenne Alleinerziehende, die würden gern mal abends weggehen, in die Sauna, zum Sport, sich mit Freunden treffen, eine Selbsthilfegruppe besuchen. Dafür bräuchten sie einen Babysitter – den sie sich nicht leisten können.

Alleinerziehende werden gesellschaftlich nicht gewürdigt und depressiv

Was ist das für eine Gesellschaft, die Menschen, die so etwas wertvolles leisten, wie ein Kind groß ziehen, allein läßt? Es ist – um mit Ahlers zu sprechen – eine Leistungs- und Erschöpfungsgesellschaft, die nicht nur Sexualität keinen Wert beimisst (sagt Ahlers) sondern auch Kindern keinen Wert beimisst (sage ich).

Aber wir haben doch Kindergeld und Baukindergeld etc? Baukindergeld regt zum Konsumieren an und macht die Empfänger somit zum braven, gesellschaftlich erwünschten Konsumenten. Baukindergeld ist für Eltern, die es sich leisten können ein Haus zu bauen, das sind in der Regel Paare. Ein Haus, das nach Auszug der Kinder zu groß sein wird, in dem sie weiterhin leben werden, weil es noch abzuzahlen ist oder bereits abbezahlt ist, das wieder ein Stückchen unberührte Natur zerstören wird, denn auch die Natur hat keinen Wert in unserer Leistungs- und Erschöpfungsgesellschaft, anstatt schon vorhandenen Wohnraum zu nutzen. Ein Haus, das Eltern in die Lage bringt, ein Darlehen aufzunehmen, Geld zu verdienen, Streß und Ängste und Erwerbsarbeit, die in der Firma und nicht in der Familie mit Kindern verbracht werden kann. Baukindergeld ist die Rübe, die Konsumenten unserer Leistungsgesellschaft vor die Nase gehalten wird, um sie zu braven Leistungsträgern zu machen. Um mit Ahlers zu sprechen: ein perfides System.

Alleinerziehende leben in Armut und werden depressiv

Viele Alleinerziehende leben mit ihrem Kind in einer 2-Zimmer-Wohnung oder mit ihren zwei Kindern in 3-Zimmer-Wohnungen. Sie verzichten aufs Wohnzimmer, schlafen auf einer ausziehbaren Couch. Ein Zimmer für die Mutter, ein Zimmer fürs Kind. Auf der einen Seite die reichen mit Ein-Familien-Häusern und auf der anderen die armen in der Sozialwohnung

Für Alleinerziehende   ist es ganz normal, für ein- oder zweihundert Euro weniger Miete umzuziehen, wenn ein Kind auszieht, weil dann das Einkommen weniger (Kindergeld und Unterhalt fällt weg) und die aktuelle Wohnung zu teuer wird. Stabile Lebensverhältnisse sind für Alleinerziehende kaum zu schaffen. Es fehlen die Ressourcen. Politik und Gesellschaft nimmt das schulterzuckend hin und Psychologen ratlos zur Kenntnis. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist. Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es Positivbeispiele von Alleinerziehenden, die glücklich und zufrieden sind in stabilen Verhältnissen leben.

Alleinerziehende und Eltern werden allein gelassen: Überforderung und Depression vorprogrammiert

Welchen Wert haben Eltern in gesellschaftlichen, leistungsorientierten Gefüge? Keinen. beziehungsweise nur dann und solange, wenn sie Leistung erbringen. 

Dafür ein kleines Beispiel: Meine Tochter war drei Jahre alt und im Kindergarten, ich habe 30-Stunden gearbeitet und der Exmann und Kindsvater sich aus jeglicher Verantwortung herausgezogen. Es gab für mich also auch keine Papawochenenden oder kinderfreie Ferien. Ich hatte ein lebhaftes, braves, anhängliches Kind. Ich spürte, wie ich zunehmend erschöpfte, weil mir auch am Wochenende die notwendige Regeneration fehlte. 

Also rief ich beim Jugendamt am, im naiven Glauben, dort Unterstützung zu erfahren.

“Gibt es eine Möglichkeit, wo ich einmal im Monat meine Tochter mal übers Wochenende hinbringen kann?”, frage ich den Jugendamtsmitarbeiter.

“Aber wenn Sie arbeiten, ist doch ihre Tochter im Kindergarten?”, entgegnete er verständnislos.

“Der Kindsvater kümmert sich um nichts und ich habe auch sonst keine Möglichkeiten, wo ich meine Tochter mal abgeben kann!”, erklärte ich ihm. “Und ich brauche auch mal Zeit für Regeneration!”

“Dafür sind wir nicht zuständig!”, war die lapidare Antwort.

Behörden, die sich nicht zuständig fühlen, dafür dass Eltern in ihrer Kraft bleiben und ihren Job gut machen. 

“Gehen Sie doch mal zur Erziehungsberatungsstelle!”, riet er mir, weil ihm offensichtlich sonst nichts einfiel und er es irgendwie als seine Aufgabe sah, mir zu helfen.

“Ich brauche aber keine Erziehungsberatung. Ich brauche strukturelle Änderungen, die es mir möglich machen, gesund zu bleiben.”

Damit konnte der Behördenmann nichts anfangen.

Alleinerziehend: auch das Jugendamt hilft depressiven Müttern nicht

Wenn Eltern strukturell (!) überfordert sind, dann brauchen sie keine Beratung, um leistungsfähiger zu sein. Beratung läßt die Eltern im Regen oder ohne Regen aber letztendlich allein und dient der Erziehungs-Selbstoptimierung. Manchmal braucht es Beratung. Manchmal brauchte es keine Beratung, sondern tatkräftige Unterstützung.

Und das ist die bittere Wahrheit: Für Regeneration von Eltern, die dringend notwendig ist, um gesund zu bleiben (kein Mensch bleibt ohne Regeneration gesund), ist das Jugendamt nicht zuständig. Und die alle vier Jahre genehmigte dreiwöchige Mutter-Kind-Kur ist für Alleinerziehende meist die einzige Luftveränderung und Auszeit und nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Idee, dass Kinder nur dann gesund aufwachsen können, wenn auch die Bezugspersonen gesund sind (und ausreichend Regeneration haben) mag vielleicht eine allgemeine Lebensweisheit sein, gehört aber nicht zum Gedankengut von Jugendamtsmitarbeitern.

Alleinerziehend: Das Jugendamt versagt

Das Jugendamt wird nicht präventiv tätig, sondern erst dann auf den Plan gerufen, wenn das Kind Symptome zeigt. Dann schreitet das Jugendamt als Helfer in der Not invasiv, besserwisserisch, bevormundend ein, weist Eltern die (Erziehungs-)Schuld zu und droht mit der Wegnahme des Kindes aufgrund Kindeswohlgefährdung, wenn nicht wieder Turbo-Erziehungs-Leistung erbracht wird. Anerkennung und wohlwollende Unterstützung auf Augenhöhe suchen Eltern vergeblich.

 “Wir wissen, es ist schwerer Job. Wie können wir Sie unterstützten?”

Behörden arbeiten nicht mit sondern gegen die Eltern. Eltern haben kein Recht auf Akteneinsicht. Wo gab oder gibt es denn sowas? In der DDR bei der Stasi. Eltern sind keine Partner sondern Objekt eines staatlichen Überwachungsorgan. Wertschätzung, Wohlwollen und Werthaftigkeit kann ich daraus nicht sehen.  

Das Jugendamt führt über Eltern eine Akte, kann Unwahrheiten reinschreiben und Lügen   dokumentieren, die von den Betroffenen mangels Akteneinsicht nicht korrigiert werden können. 

 Wenn Kinder Symptome zeigen, dann haben die Eltern versagt. Andere Gründe wie zum Beispiel – siehe oben erstens – biologische Ursachen oder – siehe oben drittens – soziale Ursachen werden als Krankheitsursachen nicht in Erwägung gezogen. Dabei sind soziale Ursachen für psychische Krankheiten bei Kindern nahe liegend, wenn man Ahlers und seinem eigenen Menschenverstand glauben darf. Denn gerade in der Pubertät ist der Selbstwert von Jugendlichen anfällig für die perfektionistischen Anforderungen unserer Leistungs- und Erschöpfungsgesellschaft.

Wenn Kinder Symptome zeigen, dann haben die Eltern versagt. Über Eltern ruht drohend das Damoklesschwert der staatlichen Inobhutnahme des Kindes aufgrund Kindeswohlgefährdung.

Alleinerziehend sein macht depressiv und einsam, auch andere Eltern

Was soll überhaupt das ganze Geklüngel von Ein-Familien-Haus, wir-sind-eine-glückliche-Familie und wir-lassen-noch-nicht-fremdbetreuen? Schauen wir uns die Tierwelt an. Bei den Gorillas ist es gefährlich, das Baby von anderen Gorillas beaufsichtigen zu lassen. Die meisten Säugetiere unterstützen sich bei der Beaufsichtigung der Babys und Kinder. Brutpflege heißt der Fachbegriff. 

Im übertragenen Sinn ist es das, was uns zum Beispiel Frankreich, Niederlande, Island oder die skandinavischen Länder vorleben: es gibt ausreichend und hervorragende Möglichkeiten der Kinderbetreuung, Teilzeitstellen sind völlig normal und Mütter (egal ob mit Partner oder alleinerziehend) gehen einer adäquaten beruflichen Tätigkeit nach, die ihnen berufliche Teilhabe, soziale Teilhabe und einen adäquaten Lebensstandard für sich und ihre Kinder ermöglicht und Lebensbedingungen, unter denen sie gesund bleiben können. Länder eben, deren Bewohner und Bewohnerinnen einen hohen Glücksquotienten aufweisen.

Wie kommen Alleinerziehende in Deutschland aus der Falle Alleinerziehend und Armut raus? Statistiken empfehlen Vernetzung! Vernetzung, Gemeinschaft. Alleinerziehende aller Länder und in Deutschland: Vernetzt Euch! Vernetzt Euch mit anderen Alleinerziehenden aber auch mit anderen Menschen. Wenn die Gesellschaft keine strukturelle Unterstützung bietet, sucht sie Euch selbst. Sei es über Foodsharing.de, www.nebenan.de  .Pflegt Freundschaften! 

Alleinerziehende werden depressiv wie Turbo-Kühe

Wie eine Turbo-Kuh habe ich 17 Jahre alles allein gestemmt, vergeblich an Behördentüren geklopft, mit Widerständen gelebt und manchmal auch glücklich mit meiner Ein-Eltern-Familie. Jetzt bin ich ausgepowert, frustriert mit medizinischer Diagnose Depression gesellschaftlich als Mängelexemplar qualifiziert, mit Über-50 reif für den Turbo-Kuh Schlachthof. Oft fühlte ich mich wie eine Trümmerfrau in der Nachkriegszeit, auf sich allein gestellt, alles allein und aus eigener Kraft machen muss, nur nicht umgeben von Ruinen und wirtschaftlicher Not und anderen Trümmerfrauen, die ihre Tränen hinunterschlucken um das Überleben zu sichern. meist traf ich mit gepflegten, glücklichen, gut situierten Müttern im Sandkasten und auf Elternabenden zusammen und fühlte mich dabei wie ein Alien.

Meiner Meinung nach brauchen nicht die alleinerziehenden eine Diagnose, sondern die Gesellschaft! Es ist nicht die Krankheit, die uns depressiv macht, sondern die Lebensbedingungen. Die Leistungs- und Erschöpfungsgesellschaft macht uns Alleinerziehende depressiv und sie hat die Diagnose Depression verdient.

Depressive Alleinerziehende: Was können wir gesellschaftlich ändern?

Und jetzt? In der Therapie können wir nicht die Welt ändern und retten, sondern nur die Beziehung und uns – sagt Ahlers. 

Und doch versuche ich ein bißchen die Welt zu ändern und zu retten, indem ich mich politisch bei den Grünen in Bayreuth engagiere. Immerhin haben sie die Frauenquote und schaffen gleichberechtigte Bedingungen und haben neben Naturschutz und Klimaschutz auch soziales Klima und soziale Themen auf der Agenda.

Mich einsetzen für mehr Kinderbetreuung, mehr Teilzeitstellen für Akademiker, Beratungsangebote für Alleinerziehende, ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit schaffen für die prekäre Lebenssituation von Alleinerziehenden.

Depressive Alleinerziehende: Was können wir privat ändern?

Und mich selbst und meine kleine Ein-Eltern-Familie? Rückblickend habe ich die Zeit gut für meine persönliche Weiterentwicklung genutzt, denn ich habe gelesen, gelesen, geschrieben und wieder gelesen. 

In dem Versuch mich selbst und meine Krankheit zu verstehen, habe ich mir eine  viel Wissen und Praxis angeeignet und Expertise entwickelt, eine Fachkenntnis, die auch in Psychologen und Fachkreisen ihresgleichen sucht. Ich bin weder Psychologin noch Therapeuten und darf deshalb keine therapeutische Heilbehandlung durchführen. Aber ich bezeichne mich selbst – und das mittlerweile ohne rot zu werden und mit einem gesunden Selbstbewusstsein – als trauma-sensitiver Coach. 

Ich habe zwei Bücher geschrieben, eines “Zuhören ist ein Geschenk”  bereits veröffentlicht, das zweite “Scheiße raus und Liebe rein – Erfahrungen von acht Wochen stationärer Psychotherapie” sucht noch einen Verlag und das dritte wird 2020 (Emotionale Wunden heilen mit Tiefer Empathie) geschrieben (voraussichtlich im Herbst).

Ich versuche das zu beherzigen, was Ahlers sagt und ich auch in meiner wunderbaren stationären Psychotherapie gelernt habe: nichts erzwingen, loslassen von allen gesellschaftlichen Normen und Idealen, auch von dem (schmerzhaften), dass für ein Kind zwei Elternteile sinnvoll wären, mich mit  meinem Bedürfnis nach Unterstützung verbinden und darüber trauern, zu meinen Fehlern stehen, mich erinnern, dass ich wertvoll bin auch wenn ich keine Turbo-Kuh bin, mich anderen mit meiner Fehlerhaftigkeit zumuten, mich mit meiner Lebensenergie verbinden, in meiner Kraft bleiben und vor allem eines: mein Herz wieder öffnen für die Liebe (und Sexualität).

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Kategorie Aus dem Leben, Buchtipps & Filmtipps

Ich bin Juristin, Kommunikationstrainerin und Coach, Autorin, Hobby-Neurobiologin, Zuhörerin, Freigeist und Bücherwurm. Ich begleite Menschen bei der Überwindung von emotionalen Blockaden hin zu Potentialentfaltung. Unternehmen unterstütze ich bei der Entwicklung einer wertschätzenden Unternehmenskultur. Ich lebe mit meiner Tochter in Bayreuth.

9 Kommentare

  1. Ich sehe Alleinerziehende als ein Konstrukt der Industrie. Die nur existieren um den Nachschub an human resources sicherzustellen.

    Wären die Alleinerziehenden konsequenter in ihrmen Leben, dann würden die entweder direkt abtreiben oder sich mehr um Ihren Partner bemühen.

    Und wie kommen die Alleinerziehenden auf die Idee, dass sich alle für ihre kidneys interessieren müssen ?

    • Genau das ist die Art von Antwort, die Alleinerziehende mehr als verletzt.
      Es werden Vorwürfe gemacht, Eigenverantwortung unterstellt und Menschlichkeit und Liebe negiert.
      Kinder sind wertvoll und allen Menschen (vor allem Alleinerziehenden), die bereit sind, Verantwortung für Kinder zu übernehmen, verdienen gesellschaftliche Wertschätzung und Unterstützung. Das ist die Gesellschaft, in der ich leben will!
      Und wie kommen Sie auf die Idee, sich nicht darum zu kümmern, in einer Gesellschaft zu leben, die Familien und Kinder unterstützt? Denn Liebe ist es, was uns Menschen ausmacht!

  2. Rudolf Meier

    Ich denke, es gibt da noch einen weiteren Aspekt zu beachten. Oft sehe ich Personen, die schon durch ihre Kindheit die Haltung „die ganze Welt ist gegen mich und ich bin nichts wert“ haben. Wenn solche Personen dann Kinder bekommen und es danach irgendwann zur Trennung kommt (was bei der Vorgeschichte keine Seltenheit ist), dann kommen die gar nicht mehr aus dem raus. Durch ihre Haltung reiten sie sich immer weiter hinein. Sie nehmen keine Hilfe an (sie haben Angst, sonst als wertlos und unfähig angesehen zu werden) und sie fühlen sich total alleine in der Welt (alle sind gegen mich, niemand mag mich). Solche Personen müssen ja fast zwangsläufig depressiv werden, denn lange hält das keiner durch. Und ich halte dies für die häufigste Ursache bzw. fast schon die Begründung für die höhere Depressionsrate bei alleinerziehenden Müttern.

    • Lieber Herr Meier,
      vielen Dank für Ihre Antwort, ich nehme an, Sie sprechen von Beispielen aus Ihrem persönlichen Umfeld.
      Ja, Alleinerziehend sein und Depression ist eine komplexe Angelegenheit. Neben der Umwelt/Gesellschaft spielt auch die Vergangenheit der Mutter mit rein. Und richtig ist: Wenn die Mutter die Haltung „die ganze Welt ist gegen mich und ich bin nichts wert“ angenommen hat, dann gestaltet sich eine Partnerschaft schwierig, und sie wird alleinerziehend. Und die Haltung „die ganze Welt ist gegen mich“ verstärkt sich wiederum durch die mangelnde Unterstützung der Gesellschaft für alleinerziehende Mütter.
      Die Haltung „die ganze Welt ist gegen mich“ ist typisch, wenn in der Vergangenheit ungute Bindungserfahrungen, z.B. bei Kindheitstrauma gemacht wurden.
      Und wenn ein Kindheitstrauma nicht bearbeitet ist, dann entsteht der typische „Teufelskreis“ den Sie beschrieben haben: Wir sehnen uns nach Liebe und Unterstützung – und können gleichzeitig die Liebe und Unterstützung nicht annehmen – und stoßen andere Menschen von uns weg.
      Ich meine, es braucht beides: mehr gesellschaftliche Unterstützung für (alleinerziehende) Eltern UND die Aufarbeitung von persönlichen Glaubenssätzen und Prägungen, die dem eigenen Glück im Weg stehen (Kindheitstrauma).
      Mehr über Kindheitstrauma finden Sie in meinem ausführlichen Blogartikel: Kindheitstrauma erkennen, verstehen und aufarbeiten
      Mit vielen Grüßen
      Andrea Wiedel

    • Ihre Kommentar ist sehr pauschal, wenngleich ich auch diesen Typus alleinerziehende Person kennengelernt habe.
      Das gesellschaftliche Problem negieren Sie mit ihrem Kommentar jedoch komplett. Auch gut organisierte und „glückliche“ Alleinerziehende können durch äußere Umstände und unverschuldet in eine Krise geraten.
      Bei uns war es der Tod des Leihopas. Mein Kind reagierte darauf mit Schulverweigerung, ich musste trotz flexiblem Arbeitgeber irgendwie weiter arbeiten, hatte aber plötzliche keine Kinderbetreuung mehr für ein „nicht schulfähiges Kind“. Auch Homeoffice und Wechsel in Teilzeit haben das Problem nur bedingt lösen können. Davon, dass auch ich getrauert habe, möchte ich gar nicht sprechen.
      Das Jugendamt ist bis heute auf unseren Bedarf überhaupt nicht eingegangen. Entlastung für mich sollen Ferienangebote bringen. Man ignoriert den Fakt, dass mein Kind sich weigert dort hin zu gehen. Dass mein Kind sich weigert zur Schule zu gehen…
      Als mein Kind dann nach weiteren 2 Jahren so kaputt war, dass er eine Tagesklinik besuchen sollte, bat der leitende Psychologe das Jugendamt darum sicherzustellen, dass ich morgens Unterstütung erhalte, da mein Kind in den ersten Wochen mit Verweigerung reagieren wird. Wir haben keine Unterstützung erhalten. Ich müsse das alleine schaffen. Nach 6 Wochen Kampf ist mein Sohn aus der Tagesklinik geflogen und ich hatte einen Zusammenbruch. Inzwischen bin ich Erwerbsunfähig und tw. schwer depressiv. Mein Sohn hat Klinikaufenthalt und Fremdunterbringung hinter sich und inzwischen selbst die Diagnose Depression. Das Jugendamt sieht seit 3 Jahren dabei zu wie wir „sterben“ und verweigert uns dennoch weitgehend Hilfen. Deren Lösung ist, dass wir halt Therapie machen und falls es gar nicht mehr geht, könne ich meinen Sohn ja in Obhut geben. DAS ist leider die Realität, wenn man um Hilfe bittet!

      • Liebe Lisa, Danke für Deine lange Antwort und dass Du den Mut hast, Dich hier so öffentlich zu zeigen. Es tut mir leid zu hören, dass Du das alles erlebst hast und keine Unterstützung bekommen hast für Deinen Sohn und Dich. Ich weiß aus Erfahrung – auch in meinen Coachings – dass die Hilfe, die Eltern (ins. Mütter) bräuchten, leider nicht bekommen. Ich wünsche Dir viel Kraft und Glück.

  3. Alleinerziehende werden depressiv? Sie haben ein höheres Risiko, ja, aber die Überschrift ist da sehr festlegen. Das halte ich für problematisch. Können ist das Stichwort….

    • Liebe Claudia, ja nicht alle alleinerziehende sind depressiv. Sie haben ein höheres Risiko, das leider in unserer Gesellschaft viel zu wenig berücksichtigt wird. Außerdem unterscheiden sich natürlich auch die Belastungen von alleinerziehenden. Ich sage immer „alleinerziehend ist nicht alleinerziehend“. Ob der Kindsvater noch seinen Teil der Elternverantwortung trägt, halte ich für wichtig für die allgemeine Belastung.

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