Cat Stevens singt in seinem Lied “From the moment I was talk I was ordered to listen”. Obwohl ich den sonstigen Zusammenhang nicht wirklich kenne, berühren mich diese Zeilen. Weil sie viel davon ausdrücken wie ich Selbstausdruck und freie Rede als Kind erlebt habe und in unserer Gesellschaft immer noch erlebe.
Inhalt
Selbstausdruck in der Kindheit
Ich bin ein Kind der 60er Jahre. Meine Eltern, Nachkriegsgeneration, wollten, dass aus mir mal was wird. Trotz der guten Absicht war eines ganz klar: Ich hatte mich an die – starren – Strukturen der Familie anzupassen. Selbstausdruck war zweitrangig. Kirchgang, Bettgehzeit und Hausaufgaben waren indiskutable Normen.
Außerdem habe ich in meinem Ohr Sätze wie “Sei nicht so frech!” oder “Gibst du Widerworte!” Widerworte! Das ist ein sehr treffender Ausdruck dafür, was man davon hielt, wenn Kinder eine andere Meinung als Erwachsene hatten.
Deshalb habe ich notgedrungen gelernt, meine Meinung und meine Gedanken für mich zu behalten. Rückzug war eine sichere Option. Deshalb erlebte ich als Kind Selbstausdruck, Freiheit auch nur in der Abgeschiedenheit meines Kinderzimmers. Vielleicht ist deshalb Schreiben für mich immer noch immer die bevorzugte Art, meine Gedanken zu äußern.
Selbstausdruck in der Schule
In der Schule war ich bereits ein braves Kind, das gelernt hatte, still zu sein, die Erwartungen zu erfüllen und sich anzupassen. Deshalb fügte ich mich ohne Weiteres in den Schulalltag. Denn das geforderte sitzen, still sein und Aufgabenerfüllung waren mir bereits vertraut.
Auch heute gibt es in Schulen wenig Räume des Selbstausdrucks. Schulen sind vielmehr Orte struktureller Gewalt. Kinder sind zum still sein und zuhören gezwungen. Frontalunterricht ist die gängige Art der Wissensvermittlung. Auch wenn dies wissenschaftlichen Forschungen und dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Zwar freuen sich manche Lehrer über rege Unterrichtsbeiträge der Kinder und lassen auch mal Diskussionen zu. Fragen, Hinterfragen, in Frage stellen sind nicht wirklich gewollt.
Altersgemäße Bedürfnissen der Kinder nach Bewegung, Selbstausdruck und gemeinsamen Lernen können nur in den kurzen Pausen erfüllt werden. Das Bedürfnis nach Austausch wird durch Schwätzen erfüllt.
Selbstausdruck im Beruf
Darfst du deinem Chef die Meinung sagen? Ich meine Meinung im Sinn von Meinung. “Ich sehe das anders!” Darfst du dich mit deinen Ideen einbringen? “Ich will das anders machen!” Erlebst du im Beruf Selbstausdruck, Kreativität und Miteinander? Oder bist du nur ein Rädchen im Getriebe unternehmerischer Hierarchie. Trotz Unternehmenswerten und Kulturwandel? Bist du angepasst an die Regeln unternehmerischer Hierarchie mit kleinen Freiräumen? Hast du die Hoffnung auf große Freiräume und mitgestalten können als bloße Wunschträume ad acta gelegt?
Selbstausdruck im Miteinander
“Laß mich doch mal ausreden!” Als Erwachsene dürfen wir – manchmal – reden und unsere Meinung äußern. Aber haben wir dann wirklich gelernt zu sagen, was wir denken und fühlen? Ich meine, dass dann unser Selbstausdruck bereits geprägt ist vom erlebten Mangel der Kindheit und Jugend. Wir äußern uns eher in Form von Vorwürfen, Schuldzuweisungen und Forderungen. Wir vertrauen nicht mehr darauf, dass wir eine Plattform finden, in der wir frei von der Leber weg dem Ausdruck geben, was uns bewegt.
Selbstausdruck und Fragen
Wie hast du Selbstausdruck und freie Rede in deiner Kindheit erlebt?
Wie erlebst du Selbstausdruck und freie Rede heute?
Was würdest du sagen, wenn du reden dürftest?
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