Empathie kann man lernen. Selbstempathie auch. Selbstempathie heißt: sich selbst Empathie geben. Doch wofür ist das gut?
Wenn wir liebevoll und empathisch mit uns selbst sprechen, dann bilden sich neue Gehirnstrukturen. Neue Gehirnstrukturen sind die Grundlage für jegliche Veränderung.
Auch wenn du in Psychotherapie bist oder nach einem Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, kann Selbstempathie deinen Heilungsprozess unterstützen.
Inhalt
Empathie: Wie geht das?
Selbstempathie heißt nicht, in Selbstmitleid zu versinken. Es geht darum, dass wir mit unseren Körperempfindungen, Emotionen und Lebensenergie in Kontakt. Wenn wir ein gesundes, erfülltes, glückliches Leben führen wollen, dann ist es wichtig, dass wir mit unserer Lebensenergie in Kontakt sind.
Ich arbeite mit empathischen Vermutungen auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation. Für mich ist die Frage nach Gefühlen und Bedürfnissen der beste Weg, mit sich selbst in Kontakt zu kommen.
Wenn wir verletzt worden sind
Menschen mit geringen Selbstwertgefühl haben meist einen starken inneren Kritiker. Manchmal empfinden sie sogar Selbsthass. Der schlägt an, wenn wir von anderen verletzt worden sind. Statt uns in Selbstmitgefühl zu üben, gehen wir hart mit uns in Gericht. Ich spreche da, aus eigener Erfahrung.
Hier sind empathische Vermutungen für Situationen, wenn du verletzt worden bist, in deinem Selbstwert gekränkt wurdest. Und du anfängst, dich selbst dafür zu verurteilen und zu hassen.
Meiner Erfahrung reicht es manchmal nicht aus, die unangenehmen Gedanken einfach zu unterdrücken. Bei starken Kränkungen tauchen sie immer wieder auf.
Sich selbst Empathie geben
Sich selbst Empathie geben ist manchmal nicht so leicht. Denn wir grübeln und denken und suchen nach Lösungen, nach richtig und falsch. Doch Empathie und Selbstempathie heißt: sich auf das konzentrieren, was gerade da ist. Welche Gefühle sind da? Welche Körperempfindungen? Welche Bedürfnisse?
Lies die Fragen langsam durch (Du kannst sie auch herunterladen) und lasse sie auf dich wirken. Spüre in dich hinein!
- Reagiert dein Körper?
- Verändern sich deine Gefühle?
- Gibt es Fragen, die du mit ja beantworten kannst?
- Gibt es Bedürfnisse, die dich ins Schwingen bringen?
Es macht auch nichts, wenn du einige Fragen mit „Nein“ beantwortest. Wenn es hilfreich für dich ist, dann wiederhole die Fragen, die du mit ja beantwortest und spüre nach.
Es geht ums Fühlen. Die große Weisheit ist: dass sich unsere – unangenehmen – Gefühle verändern, wenn wir erlauben, sie dasein zu lassen.
Das ist manchmal nicht so leicht, vor allem wenn man mit sich allein ist. Deshalb fordere nicht zu viel von dir: Du kannst die Übung jederzeit unterbrechen, wenn sie zu intensiv wird.
Empathie bei Verletzung, Kritik und Selbsthass
- Bist du erschöpft, entmutigt, hoffnungslos oder verzweifelt? Sehnst du dich nach Selbstliebe?
- Bist du starr, wie eingefroren und spürst eine Todessehnsucht? Bist du geschockt und entsetzt und brauchst dringend Wärme und Geborgenheit?
- Bist du wütend und frustriert und sehnst dich danach, dass gesehen und gewürdigt wird, wie lange du schon kämpfst? Sehnst du dich nach Veränderung und Transformation? Wärst du gern nur für einen Augenblick lang jemand anders und möchtest dich von dir selbst erholen?
- Bist du traurig und wünschst dir, dass du mit dir selber liebevoll und fürsorglich umgehen kannst?
- Bist du verletzt und gekränkt und sehnst dich nach Unverwundbarkeit?
- Bist du verwirrt? Würdest du die Dinge gern klar sehen?
- Bist du unsicher, verwirrt und irritiert und wünschst dir, dass die Selbstzweifel ein Ende nehmen und Ruhe in deinem Kopf einkehrt?
- Wenn du die Grausamkeit in deinen Worten hörst, bist du dann selbst erschrocken und wünscht dir Selbstliebe, Selbstrespekt und Selbstwertgefühl?
- Möchtest du Wertschätzung und Anerkennung für das, was du kannst?
- Bist du allein und einsam und sehnst dich nach Zugehörigkeit und emotionaler Wärme? Möchtest du mit liebevollen wohlwollenden Augen so gesehen werden, wie du bist?
- Wünscht du dir eine Gemeinschaft, in der du so sein darfst, wie du bist? Ein bisschen Heimat für deine Seele und einen Ruhepol für deinen Geist? Wo du dich von dir selbst ausruhen kannst?
- Fühlst du dich allein, einsam und verloren? Sehnst du dich nach Unterstützung und danach in den Augen von jemanden wertvoll zu sein und einfach geliebt zu werden?
Eine Vielzahl von Empathischen Vermutungen im Gespräch mit anderen Menschen findest du in meinem Buch „Zuhören ist ein Geschenk“.
Möchtest erleben, wie es ist, Empathie von einem anderen Menschen zu bekommen?
Nimm an meiner “Übungsgruppe Gewaltfreie Kommunikation” bzw. Nachsorgegruppe in Bayreuth teil!