Wie gestalte ich ein Grundlagenseminar Gewaltfreie Kommunikation?

Menschen sitzen in Seminaratmosphäre, Getränke und Langeweile(c)StartupStockPhotos/Pixabay Grundlagenseminar Gewaltfreie Kommunikation spannend gestalten

Viele Trainerinnen für Gewaltfreie Kommunikation fragen sich, wie kann ich ein Grundlagenseminar so gestalten, dass ich die Teilnehmer begeistern kann? Antworten auf diese Fragen suchte ich im Buch „Grundlagenseminar Gewaltfreie Kommunikation“.

Buchtipp: Grundlagenseminar Gewaltfreie Kommunikation von Al Weckert

Al Weckert ist Diplom-Volkswirt, Organisationsentwickler, Mediator, Ausbilder für Mediation und Trainer für Gewaltfreie Kommunikation. Er hat schon mehrere einschlägige Bücher in diesem Bereich veröffentlicht, z.B. Gewaltfreie Kommunikation im Gesundheitswesen oder Gewaltfreie Kommunikation für Dummies.

Grundlagenseminar Gewaltfreie Kommunikation: Übungen und Praxistipps für Trainer und Neueinsteiger mit DVDTaschenbuch – 22. April 2016 von Al Weckert, Andrea Mergel, Verena Hutschenreuther

Es gibt viele Bücher rund um die Methode der Gewaltfreien Kommunikation. Allerdings wenig darüber, wie es gelingen kann, Einführungsseminare in Gewaltfreier Kommunikation zu gestalten und zu leiten, die die Menschen begeistern. (Das zweite Buch zur Gestaltung von Einführungsseminaren ist von Klaus Karstädt). Ich selbst bin auch immer noch am Ausprobieren. Meine größten Herausforderungen beim Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation sind

  • gute Balance zu finden zwischen Theorie und Praxis
  • Teilnehmer sollen ein Verständnis für das Modell entwickeln und gleichzeitig praktische Erfahrungen machen, wie Empathie wirkt
  • die Grundlagen präzise zu vermitteln und verhindern, dass die Teilnehmer als Sprach-Roboter aus dem Seminar gehen.
  • Erfahrung machen, dass man mit dem Kommunikationsmodell Konflikte lösen kann

Mit der Hoffnung auf diese Fragen eine gute Antwort zu finden, habe ich mich gefreut auf dieses Buch. Es liegt auch eine DVD eines Live Einführungsseminars bei.

Gewaltfreie Kommunikation: Klassischer Ablauf

Al Weckert stellt mehrere Modell der Gewaltfreien Kommunikation vor, die 3 Säulen, die 4 Schritte, die 4 Ohren. Es gibt ein bißchen Hintergrundwissen. Der Aufbau des dargestellten Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation ist:

  • Befindlichkeitsrunde
  • Organisation und Hinführung
  • Gewaltfreie Kommunikation im Überblick
  • Gewaltfreie Kommunikation die 4 Schritte
  • ein persönlicher Konflikt im der Kleingruppe plus Demo im Plenum (hier pantomimisch)
  • Beobachtung: Theorie – Übung – Arbeitsblatt am persönlichen Konflikt
  • Gefühle: Theorie – Übung – Arbeitsblatt am persönlichen Konflikt
  • Bedürfnisse: Theorie – Übung – Arbeitsblatt am persönlichen Konflikt
  • Bitten: Theorie – Übung – Arbeitsblatt am persönlichen Konflikt
  • Empathie
  • Selbstempathie

Gewaltfreie Kommunikation in der Bildungslandschaft

Al Weckert weist darauf hin, dass es bei Seminaren in Unternehmen für die Teilnehmer um einen “Quick Win” geht.. Wenn Teilnehmer einen “Quick Win” hätten, würden Teilnehmer das Seminar als gut bewerten. Und diese Bewertungen sind für die Personalverantwortlichen bei der Auswertung der Inhouse-Seminare über den Nutzen sehr wichtig. Dieser Quick Win im Grundlagenseminar gelingt durch Folgendes:

  • die Teilnehmer an einem persönlichen Beispiel arbeiten dürfen
  • sie sind hellwach

Al Weckert stellt Übungen und Alternativübungen zur Vermittlung der Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation vor. Zusätzlich gibt er auch den theoretischen Input wieder, mit dem ein potentieller Trainer im Einführungsseminar die Übungen einleiten kann und die Theorie erklären kann. Darüberhinaus wird auch der beabsichtigte Lernerfolg didaktisch erörtert.

Deshalb liest sich das Buch für Menschen, die in Gewaltfreier Kommunikation bewandert sind, wie ein “Rundumschlag”. Gleichzeitig ist es für Anfänger und Einsteiger komprimierter Inhalt.

Grundlagenseminar: Was mir an dem Buch gefällt

Mir gefällt, dass Al Weckert auch auf die Schwierigkeiten mit der Gewaltfreien Kommunikation hinweist. So beschreibt er, dass viele Menschen erst mal misstrauisch sind und deshalb auch auf gut gemeinte Kommunikationsangebote möglicherweise erst mal abweisend reagieren. Deshalb sind Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Seminarinhalte im Kommunikationsalltag normal.

Die Übungen finde ich sehr reizvoll, z.B. Gefühle zu clustern oder zu skalieren. Die meisten Seminarübungen für Gewaltfreie Kommunikation sind eher theoretisch. Denn für ein Einführungsseminar finde ich das passend, da es den Anfängern den Zugang erleichtert.

Außerdem warnt er davor, durch das Einführungsseminar in Gewaltfreier Kommunikation wie ein Sprachroboter in Gewaltfreier Kommunikation zu werden.

Im Einführungsseminar werden immer wieder Reflektionsrunden eingebaut werden. Denn dies ermöglicht den TeilnehmerInnen , die Achtsamkeit und emotionale Intelligenz im Seminar praktisch zu lernen und anzuwenden. Doch es gibt auch noch andere Grüne für Reflektion und Feedback im Seminar: Lerntheorie. Denn Feedback und Reflektion erhöhen den Lernerfolg mehr als wenn zusätzliche Lernzeit. Außerdem sind Pausen wichtig für die Integration und Reflektion des Gelernten.

Was mir außerordentlich gut gefällt: Wolf und Giraffen stehen nicht im Mittelpunkt. Es gibt keine Öhrchen und keine Handpuppen. Denn ich finde, dass die großartige Methode der Gewaltfreien Kommunikation durch Handpuppen und Öhrchen in Form von Wolf und Giraffe verunglimpft wird.

Grundlagenseminar: Was mir weniger gefällt

Ich hätte mir gewünscht, dass es mehr verschiedene konkrete Beispiele aus echten Seminaren gibt. Was zum Beispiel bei den Übungen aus Sicht des Trainers gelingen kann, aber auch was schief gehen kann. Und auch Beispiele, was Teilnehmerinnen erlebt haben.

Am meisten missfällt mir die wiederholte Selbstbeweihräucherung des Trainers. Mehrmals erwähnt er, bereits über 1.000 Seminare gegeben zu haben. Öfters erwähnt er, dass die Teilnehmer ihm rück melden, dass sie in seinem Seminar die Namen der anderen Teilnehmer merken könnten. Außerdem ärgern die wiederholten Hinweise auf eigene Seminarangebote des Trainers. Oder wie wichtig schöne Räumlichkeiten sind, welche zum Beispiel in der Akademie am Park gegeben seien. Es macht den Eindruck, dass Al Weckert perfekt durchorganisiert und durchgestylter Seminare gibt.

Die Übungen des Buches kenne ich bereits von anderen Büchern: z.B. Tanz auf dem Vulkan, die Ja-Aber-gleichzeitig Übung. Die Übungen sind gut, aber für eine Vielleserin wie mich nicht unbedingt etwas Neues.

Ich hätte mir auch ein Kapitel gewünscht: Typische Teilnehmer-Fragen und wie ich damit umgehen kann. Was schief gehen kann. Auch da zeigt sich für mich “das grandiose Selbstwertgefühl” des Autors, der offensichtlich nie mit einem Seminar gescheitert ist oder es an die Wand gefahren hat. Vielleicht weil seine Seminare einfach perfekt durchorganisiert sind? Schade, denn es hätte dem Buch gut getan, wenn der Autor menschlicher rüberkommen würde. Und eigene ehemalige Misserfolge können zu einem Lernen der Leserinnen beitragen.

Grundlagenseminar Gewaltfreie Kommunikation: Fazit:

Das Buch von Al Weckert ist gut geeignet, um ein Seminarkonzept für ein Einführungsseminar in Gewaltfreier Kommunikation vorzubereiten. Anhand des Buches kann man das eigene Seminarkonzept überprüfen. Die Übungen und Alternativübungen des Einführungsseminars sind praktisch und grundlegend gehalten. Es handelt sich um ein klassisches Konzept für ein Einführungsseminar in Gewaltfreier Kommunikation. Für Trainer und Einsteiger, die ihre ersten Einführungsseminare geben ist es hilfreich.

Leider werden Schwierigkeiten nicht behandelt, z.B. typische Einwände von Teilnehmern, die erstmalig mit der Gewaltfreien Kommunikation in Berührung kommen.

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Kategorie Aus der Praxis

Ich bin Juristin, Kommunikationstrainerin und Coach, Autorin, Hobby-Neurobiologin, Zuhörerin, Freigeist und Bücherwurm. Ich begleite Menschen bei der Überwindung von emotionalen Blockaden hin zu Potentialentfaltung. Unternehmen unterstütze ich bei der Entwicklung einer wertschätzenden Unternehmenskultur. Ich lebe mit meiner Tochter in Bayreuth.

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