Wie Sympathie die Kommunikation blockieren kann

zwei bunte Papageien flirten miteiannder Sympathie blockiert die Kommunikation(c)amyrizarry02/Pixabay Sympathie blockiert die Kommunikation

Kommunikationssperren blockieren das Miteinander und verhindern Empathie und Augenhöhe. Eine typische Kommunikationsbarriere ist das Sympathisieren. Sympathisieren vermittelt uns zwar das Gefühl verstanden zu werden aber verhindert den Blick für Lösungen. Warum das so ist und wie du Kommunikationsbarrieren vermeidest erfährst du hier.

Kommunikationssperren nach Thomas Gordon

Die Kommunikationssperren beruhen auf dem Modell von Thomas Gordon. Im Gordon-Modell unterscheidet man 12 typische Kommunikationssperren.

Eine Kommunikationsblockade ist ein typisches Sprachmuster in der Kommunikation, hinter dem der Wunsch steht oder die Absicht ausdrückt, den Kommunikationspartner nicht so zu akzeptieren, wie er ist. 

Wie du Kommunikationssperren vermeiden und Empathie zeigen kannst, erfährst du hier. 

In dieser Serie stelle ich Euch 12 typische Kommunikationsblockaden vor. In diesem Artikel geht es ums Sympathisieren.

Kommunikationssperren: Sympathisieren schaden der Beziehung

Sympathisieren – was ist das?

Mit Sympathisieren wollen wir vermitteln, dass wir unser Gegenüber und seine Gefühle verstehen. 

Kommunikations-Beispiele und typische Formulierungen fürs Sympathisieren

  • Ich sehe das genauso wie du!
  • Ich finde das auch doof.
  • Das ist absolut unverschämt.
  • Das geht gar nicht.
  • Was ist das denn für ein Arsch-Move?

Kommunikationssperre Beispiel

Kommunikation Beispiel: Annelies Geburtstagsfeier

Die 8-jährige Annelie hat ihre Freundin Katharina nicht zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen. Katharina ist enttäuscht und traurig. 

Ihre Mutter Eleonore will Katharina trösten: “Ich finde es auch unverschämt, wenn dich Annelie nicht zum Geburtstag einlädt.”

Das klingt ja nicht mal schlecht, was die Mutter sagt. Diese Sätze schaffen Sympathie, deswegen heißt diese Kommunikationsblockade ja auch Sympathisieren – und werden gewöhnlich mit Empathie verwechselt. Aber Sympathie ist etwas anderes als Empathie.

Sympathie ist etwas anderes als Empathie

Andrea Wiedel

Kommunikationssperren blockieren das Verständnis

Diese Formulierungen bagatellisieren weder das innere Erleben von Annelie, noch widersprechen sie ihren Gefühlen. Vermutlich vermitteln sie der Tochter auch das Gefühl verstanden zu werden. 

Die Tochter Katharina fühlt sich verstanden und kann ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Das ist schon mal gut. Ich nenne das emotionale Loyalität.

Aber Sympathie hat auch Nachteile:

  • bewertet das Verhalten der Freundin Annelie anhand scheinbar objektiver Maßstäbe
  • zementiert die Gefühle von der Tochter Katharina
  • öffnet keine Perspektiven, Handlungsmöglichkeiten, Lösungen

Sympathie ist emotionale Loyalität

Viele Menschen denken, wenn sie so reagieren (Sympathisieren), dann zeigen sie auch Verständnis, Mitgefühl und Empathie. Aber nicht ganz. Denn es gibt einen Unterschied. Was ist der Unterschied zwischen Sympathisieren und Mitgefühl?

Ich erkläre es an einem Beispiel: Fußballfans, die sich einig sind über die Leistung eines Spielers sind oder sich ärgern, weil die eigene Mannschaft verloren hat, erleben emotionale Loyalität. Sie teilen ihre Gefühle bezüglich der Mannschaft (z.B. Freude über Gewinn, Ärger über Verlieren oder Unfairness). Es entsteht eine emotionale Verbundenheit, die auf etwas Drittes (Mannschaft) bezieht. 

In unserem Kommunikations-Beispiel bezieht sich die emotionale Loyalität darauf, dass Annelie Katharina nicht zum Geburtstag einlädt.

Empathie und Verletzlichkeit

Besser als emotionale Loyalität ist Empathie auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation. Denn mit ihnen kann der andere nachfühlen, wie es einem wirklich geht.

Doch Empathische Vermutungen nach Marshall Rosenberg schaffen Intimität und Raum für Verletzlichkeit. Deshalb sind sie nur dann sinnvoll, wenn die beiden Gesprächspartner eine Beziehung haben, in der sie sich auch verletzlich zeigen möchten. 

Empathie statt Sympathie

Im Kommunikations-Beispiel bleiben folgende Fragen offen:

  • Wie fühlt sich die Tochter Katharina? Traurig? Wütend? Enttäuscht?
  • Welche Bedürfnisse sind nicht erfüllt? Zugehörigkeit? Freundschaft? Feiern?
  • Was kann sie tun?

Mit Empathische Vermutungen auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg hilft die Mutter ihrer Tochter, sich selbst besser zu verstehen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. 

Was könnte die Mutter Eleonore sagen, um ihrer achtjährigen Tochter zu helfen, mit der Enttäuschung klar zu kommen? Wie könnte sich Katharina fühlen und welche Bedürfnisse und Werte sind gerade nicht erfüllt?

Empathie lernen am Beispiel

Mit der Gewaltfreien Kommunikation kannst du Empathie lernen, indem du dich in die Gefühle und Bedürfnisse deines Gegenübers hineinversetzt. 

Empathie zeigen durch Fragen:

  • Bist du durcheinander und willst verstehen, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist?
  • Bist du wütend, weil du dir wünschst, dass es unter Freundinnen fair zu geht?
  • Bist du enttäuscht und willst wissen, ob Annelie noch deine Freundin ist?
  • Bist du besorgt und willst sicher sein, dass du immer noch dazu gehörst?
  • Bist du traurig und wünscht dir, dass du dabei bist, wenn deine Freundinnen gemeinsam feiern?

Empathie und emotionale Intelligenz

Empathie auf Basis der gewaltfreien Kommunikation unterstützt Katharina, mit sich selbst, ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Werten, in Kontakt zu kommen. Und das ist wichtig, weil wir dann erst wissen, wie es uns geht. Denn Gefühle sind vielschichtig. Oft verdrängen wir Gefühle, weil wir meinen stark sein zu müssen oder um zu funktionieren. Oder verbergen sie vor uns selbst, weil sie zu schmerzhaft sind.

Gefühle wollen gefühlt werden – das ist der Anfang der emotionalen Intelligenz.

Zweitens stellen diese Fragen eine emotionale Verbindung zwischen Katharina und ihrer Mutter her.

Ratschläge hindern Selbstverantwortung

Aber was kann Mutter Eleonore tun, um ihre Tochter zu unterstützten mit der Situation besser umzugehen.

Sie könnte ihr Ratschläge geben: Ruf doch mal an und frage nach, warum sie dich nicht eingeladen hat.

Oder sie könnte die Initiative ergreifen: Ich rufe ihre Mutter an und frage, wieso sie dich nicht eingeladen hat.

Aber das ist gut gemeint, verhindert aber, dass ihre Tochter eigene Lösungsmöglichkeiten entwickelt. 

Besser ist es, wenn die Mutter Eleonore mit Fragen bei der Entwicklung von eigenen, konkreten Lösungsmöglichkeiten hilft:

Offene Fragen führen zu Lösungen

Formulierungsvorschläge für Offene Fragen:

  • Was kannst du tun, damit du herausfinden kannst, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist?
  • Hast du eine Idee, was du machen kannst, um herauszufinden, ob Annelie noch deine Freundin ist?
  • Was kannst du machen, damit du weißt, ob du noch dazu gehörst?
  • Kannst du dir vorstellen, mit Annelie darüber zu reden, wie es dir geht?
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